Ehemaliger Friedhof
bestehend seit: 1748
geschlossen seit: 2. März 1837 letzte öffentliche Hinrichtung
Platzgröße: 14.400 m² Gartenfläche
ehemalige Lage: Gartenplatz (seit 1861; davor Galgenplatz) zwischen Gartenstraße (seit 1801; Mitte 18. Jh. bis 1801 Hamburger Landwehr) und Ackerstraße (seit 1801; um 1752-1801 Zweite Reihe im Neuen Voigtland).
zur Geschichte: Die seit 1726 vor dem Hamburger und Rosenthaler Tor, an der heutigen Invalidenstraße befindliche letzte öffentliche Hinrichtungsstätte der Stadt Berlin wurde Mitte des 18. Jahrhunderts an den nördlichen Rand der friderizianischen Kolonie Neu-Vogtland, auf den heutigen Gartenplatz zwischen Gartenstraße und Ackerstraße verlegt - das Hochgericht rückte damit immer weiter ab vom sich ständig ausdehnenden bebauten Berliner Innenstadt-Gebiet.
Nähere Informationen: externer Link
Am 2. März 1837 wurde auf dem Hochgerichtsplatz an der 42jährigen Gattenmörderin Henriette Meyer, die letzte öffentliche Hinrichtung vollstreckt. „Die Leiche… blieb zur Abschreckung noch über zwei Monate liegen - erst dann wurde sie direkt auf der Richtstätte begraben. Auch diese Prozedur bildete einen Teil der Strafe und hat die Sagenbildung angeregt: Die Frau, die so schwere Schuld auf sich geladen hatte, … der man zudem ein christliches Begräbnis in geweihter Erde verweigerte, konnte auch nach ihrem Ableben keine Ruhe finden.“ (Zuckschwerdt-Moll 2006, S. 81) Im Juli 1842 wurde der Galgen abgerissen, die Materialien an Ort und Stelle versteigert. Auf Anordnung König Friedrich Wilhelms IV. erfolgten Hinrichtungen ab 1840 nicht mehr öffentlich, sondern im Moabiter Zellengefängnis und angeblich auch in der Spandauer Zitadelle. Bereits 1813 war die letzte Feuerstrafe in Preußen - die Verbrennung auf einem Scheiterhaufen - in der Jungfernheide östlich des Plötzensees vollzogen worden.
Nach der Umgestaltung des ehemaligen Hinrichtungsortes durch Berlins Gartenbaudirektor Gustav Meyer war der nun rund 7.000 Quadratmeter große Marktplatz ab 1875/76 von Grünflächen umgeben. Er diente noch bis ins 20. Jahrhundert als Getreide-, Heu- und Strohmarkt. Die Stadt Berlin überließ den Gartenplatz der ältesten katholischen Weddinger Gemeinde kostenlos zum Bau der 1893 eingeweihten neogotischen St. Sebastian-Kirche, heute größtes katholisches Gotteshaus Berlins, nach Zerstörung im II. Weltkrieg bis 1950 wiederaufgebaut. Der einstige Hochgerichtsplatz wurde als öffentliche Grünanlage mit großem Spielplatz noch mehrfach umgestaltet, zuletzt 1953.
Der Richtplatz bestand seit 1753, nach www.bz-berlin.de/artikel-archiv war am 7. Juni 1836 der Mörder Gurlt der letzte Hingerichtete. Da die Gebeine der Hingerichteten fast immer im unmittelbaren Bereich der Richtstätte verscharrt oder in Gruben versenkt wurden, besteht auch hier noch die Möglichkeit, dass bei Erdarbeiten oder archäologischen Grabungen im Bereich des ehemaligen Hochgerichts entsprechende Skelette oder -teile ans Tageslicht gelangen. So fand man Anfang der 1930er Jahre im Boden der „kleinen Grünfläche am Gartenplatz, der Stätte des einstigen Hochgerichts“ einen „auffallend großen und starkknochigen Schädel eines Delinquenten“ (Stengel 1933, S. 28).
Autor: Hans-Jürgen Mende
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